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TEXT   Christiane Stoltenhoff

Vorher: Reste einer Wiese, ein schnurgerader Plattenweg, ungebremster Wildwuchs. Nachher: ein abwechslungsreich bepflanzter moderner Wassergarten mit hoher Aufenthaltsqualität. Wie aus einem „gebrauchten“ Grundstück ein Wohlfühl-Familiengarten wurde.

Wer das Draußen richtig planen will, sollte drinnen anfangen. So oder so ähnlich könnte der Leitsatz lauten, nach dem die Gestaltung eines Gartens entsteht. Oft sind Haus und Inneneinrichtung ja bereits vorhanden, wenn es daran geht, den Garten in Angriff zu nehmen, und können somit wichtige Anhaltspunkte liefern, wie der Gartenbesitzer tickt. Schließlich geht es bei einer gekonnten Gartengestaltung immer darum, eine harmonische Verbindung von drinnen nach draußen und umgekehrt zu schaffen. Immerhin könnte man jedes Fenster, das den Blick auf den Garten freigibt, als Bild betrachten, das 365 Tage im Jahr vorhanden ist, und Bilder sucht man sich schließlich auch danach aus, ob sie einem gefallen und zur sonstigen Einrichtung passen. Dementsprechend hoch ist der Stellenwert, der dem Blick durchs Fenster bei der Gartengestaltung zukommt. Wie sich Übergänge und Verbindungen zwischen Außen- und Innenraum schaffen lassen, zeigen die folgenden Beispiele.

Zurück in die Stadt! Das war der Plan einer dreiköpfigen Familie aus Westfalen, als die Tochter in die Schule kommen sollte. Das passende Wohnobjekt war bald gefunden: ein freistehendes Einfamilienhaus aus den 1950er Jahren – eigentlich zu klein, aber mit einem großzügigen Anbau Richtung Garten ließ sich der gewünschte zusätzliche Wohnraum schaffen. Nicht nur wegen des Anbaus, der den Wohnbereich weit in den ursprünglichen Garten vorschieben würde, war von Anfang an klar: Im Garten würde, genau wie in dem in die Jahre gekommenen Haus, umfangreich Hand angelegt werden müssen. Deshalb tat der Bauherr etwas, was – leider – viel zu selten passiert: Er bezog schon vor dem Start der Umbauarbeiten am Haus auch einen Gartengestalter in die Planungen mit ein. Roland Lütkemeyer, Gärtner von Eden aus Gütersloh, konnte so seine Ideen und Arbeiten optimal auf die Umbauarbeiten am Haus abstimmen. Sein Auftrag: die Planung und Realisierung eines ebenso familiengerechten wie modern-repräsentativen Gartens.

Blau statt Grün

Herzstück des Gestaltungskonzepts für den Garten ist der Livingpool, der ganz oben auf der Wunschliste der Besitzer stand. Mit seiner Grundfläche von vier mal acht Metern bietet er reichlich Platz zum Schwimmen in natürlich aufbereitetem Wasser, ist aber optisch nicht von einem konventionellen Pool zu unterscheiden und fügt sich mit seiner schlichten Geradlinigkeit ideal in den modernen Garten ein. Wo sich vorher Wiese erstreckte und ein schnurgerader Klinkerweg das ohnehin lange und eher schmale Grundstück optisch noch zusätzlich in die Länge zog, bildet der Livingpool heute den wohl proportionierten Mittelpunkt des Gartens. Auf ihn ist die gesamte Gestaltung ausgerichtet.

Wohnen im Garten

Ja, der Garten hat definitiv an Fläche verloren: Der moderne Anbau, den der beauftragte Architekt an Stelle der alten Garage versetzt zum Haupthaus plante, nimmt deutlich mehr Grundfläche ein als sein Vorgänger. Dennoch wirkt der Garten heute alles andere als zugebaut. Das liegt vor allem an der modernen Formensprache, die der Anbau vorgibt und die die Gartengestaltung konsequent aufnimmt. Mit seiner überdachten Terrasse leitet der Anbau elegant in den Garten über, und wer ganz im Freien sitzen möchte, nutzt die neben dem Anbau neu entstandene zweite Terrasse.

Sichtgeschützt entspannen

Umgeben sind Haus und Grundstück von einer gewachsenen Einfamilienhausstruktur. Als Sichtschutz diente früher eine von Efeu überwucherte Backsteinmauer in Kombination mit mit einem Drahtzaun. Um gerade beim Baden ein Höchstmaß an Privatsphäre in dem ansonsten offen gestalteten Garten zu gewährleisten, gehört zum Planungskonzept ein umlaufender Sichtschutz aus blickdichten Holzelementen. Roland Lütkemeyer setzte hier die Lattung bewusst horizontal ein, um die Elemente trotz ihrer beachtlichen Höhe nicht zu wuchtig wirken zu lassen. Gleichzeitig greift der Sichtschutz die Linienführung und Materialien aus dem Garten auf und gibt ihm so einen passenden Rahmen.

Parallel zur Längsachse des Livingpools konzipierte Lütkemeyer ein großzügiges Sitz- und Liegeelement. Die Bangkirai-Auflage passt zum Material der hausnahen Terrasse, die Seitenteile wurden aus den Platten errichtet, die den gesamten Poolbereich säumen: ein mal ein Meter großen, hochwertigen Betonsteinplatten, die mit ihrem Farbton „Sichtbeton hellgrau“ gut zum neuen Anstrich der Fassade passen und eine kühle Leichtigkeit in den Garten bringen. Die Loungeecke wurde so platziert, dass man hier auch in den Abendstunden noch ungestört die Sonne genießen kann.


Geschickt einbezogen

Vor der Umgestaltung fristeten die schmalen Grundstücksstreifen rechts und links neben dem Haus ein trübes Dasein: unansehnlich, zugewuchert, vergessen. Heute sind sie ganz selbstverständlich Teil des großen Ganzen und haben auch noch zu ihren Abmessungen passende Funktionen zugewiesen bekommen. Auf der einen Seite verläuft jetzt ein Weg, der den Vorgarten mit dem Wohngarten verbindet und durch den Bodenbelag bestens mit ihm verzahnt ist. An der neu geschaffenen, leicht erhöhten Hausterrasse mündet er dann wie selbstverständlich in die große Fläche hinter dem Haus.

Das die Terrasse einfassende Hochbeet verkleidete der Gartenplaner mit senkrecht gestellten Bodenplatten. Das schafft zusätzlichen Zusammenhalt. Auf der anderen Seite des Hauses entstand durch den Anbau ein noch längerer schmaler Geländestreifen, wie geschaffen für die zum Pool gehörige Gartendusche. Wer duschen möchte, kann sich mit ein paar Schritten hierhin zurückziehen und ist vollkommen vor neugierigen Blicken geschützt. Bodenbelag und Bepflanzung sorgen für die optische Anbindung an den Hauptgarten und eine freundlich-moderne Atmosphäre.

Wer duschen möchte, kann sich mit ein paar Schritten hierhin zurückziehen und ist vollkommen vor neugierigen Blicken geschützt.

Schön kindgerecht

Es gab ein paar Dinge, die die Besitzer unbedingt in ihren neuen Garten integriert haben wollten – allen voran Lenchen, den Bauwagen ihrer kleinen Tochter. Der stand schon im alten Familiengarten und ist ein echtes Kinderparadies, ausgestattet mit Sofa und Blumentapete. Hier hat das jüngste Familienmitglied sein Refugium.

Roland Lütkemeyer dachte Lenchen einen Platz an der hinteren Grundstücksgrenze zu: Hier haben einerseits die Eltern von der Hauptterrasse und vom Pool aus alles im Blick, andererseits ist der Abstand zum Erwachsenensitzplatz so groß, dass der Bauwagen auch für einen Teenager noch eine attraktive Rückzugsmöglichkeit bleiben wird. Rund um den Wagen entstand ein eigener kleiner Kindergarten mit Terrasse, Sitzplatz und Nutzbeet. Auf der überdachten Terrasse des Anbaus fand außerdem das große hölzerne Reitpferd seinen Platz. So gibt es auch hausnah und witterungsunabhängig eine wunderbare Spielgelegenheit.


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