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TEXT   Andreas Tenhafen

Sie krabbeln, summen, fliegen und leisten wichtige Arbeit in der Natur: Insekten sind das Fundament eines gesunden Ökosystems. Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Co. sorgen dafür, dass es blüht und die Böden fruchtbar sind. Umso wichtiger ist es, ihnen Lebensräume und Rückzugsorte zu bieten – das geht auch im eigenen Garten.

Wer genau hinsieht, kann sie bei der Arbeit beobachten: Hummeln, die mit ihrem Rüssel tief in Blüten stecken, Ameisen, die Pflanzenteile – um ein Mehrfaches größer als sie selbst – abtransportieren oder Marienkäfer, die Jagd auf Blattläuse machen. Es sind vielfältige Aufgaben, die Insekten in der freien Natur wie im Garten unverzichtbar machen. An erster Stelle ist das ihre Rolle als Bestäuber: Die meisten Wild- und Nutzpflanzen sind bei ihrer Vermehrung abhängig von Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen. Doch auch Fliegen, Motten und Käfer tragen die Pollen der Pflanzen von Blüte zu Blüte. Ohne Insekten gäbe es kein Obst, kein Gemüse und keine prächtigen Blumen. Insekten sorgen im Zusammenspiel mit Mikroorgansimen aber auch für nährstoffreiche Böden, indem sie abgestorbene Pflanzenteile zerkleinern, verwerten und als fruchtbare Erde wieder ausscheiden. Asseln, Nashornkäfer und Erdwespen zum Beispiel mischen bei dieser Arbeit kräftig mit. Und nicht zuletzt dienen Insekten als Nahrung, etwa für Vögel, Mäuse, Frösche und Eidechsen. Zudem fressen einige Insekten andere Insektenarten und verhindern so das massenhafte Auftreten von Schädlingen.


Arthur Ferber
»"Wer in seiner grünen Oase auch Plätze für Insekten schafft, leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur."«
Naturschutz im Garten

Doch das Heer der kleinen Helfer schrumpft dramatisch, auch die Artenvielfalt ist stark rückläufig, sagt Gärtner von Eden Arthur Ferber aus Dinkelscherben bei Augsburg. Vor allem die intensive Landwirtschaft mit dem flächendeckenden Einsatz von Pestiziden und modernen Geräten spiele dabei eine wesentliche Rolle. Umso wichtiger sei es, Lebensräume für Insekten zu schaffen, auch im eigenen Garten. „Private Gärten machen eine erhebliche Fläche in Deutschland aus. Wer in seiner grünen Oase auch Plätze für Insekten schafft, leistet einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz und kann auch noch in Naturbeobachtung schwelgen“, erklärt Arthur Ferber.

„Besonders wichtig ist die Pflanzenauswahl, denn nicht jedes Insekt kann oder will jede Blüte bestäuben“, erklärt Arthur Ferber. Wer zum Beispiel Hummeln im Garten haben möchte, muss ihnen Pflanzen bieten, deren Blüten nicht zu dicht gefüllt sind, damit sie an den Nektar gelangen können. Wiesenklee, Besenheide, Grauheide und Flockenblume zum Beispiel sind bei den pelzigen Flugkünstlern sehr beliebt. Schmetterlinge wiederum benötigen mehr oder weniger horizontale Landeplätze, die sie leicht umklammern können. Dabei suchen Tagfalter mit Vorliebe Pflanzen auf, bei denen sie mit ihrem Rüssel über eine enge Röhre an den Nektar gelangen. Bartnelken und Sommerflieder beispielsweise erfüllen diese Kriterien.

»Wer eine Trockenwiese - oder Blumenwiese auf seinem Grundstück anlegt, schafft ein wahres Biotop.«
Ungefüllte Blüten bevorzugen

Längst nicht jede Blüte bietet Bienen und anderen Insekten Nahrung. Gefüllte Blüten sind Zuchtformen, die zwar schön anzusehen sind, jedoch nur selten Nektar und Pollen enthalten. In einem insektenfreundlichen Garten sind ungefüllte Blüten deshalb erste Wahl und sollten den Großteil der Bepflanzung ausmachen. Auf üppig gefüllte Blumen muss aber kein Gartenbesitzer verzichten, denn wie so oft gilt auch hierbei: die Mischung macht‘s.

Als besonders insektenfreundliche Pflanzen empfiehlt Arthur Ferber heimische Gehölze wie Holunder, Faulbaum, Hartriegel, Astern und Fetthenne. Sie sind für ihre Fortpflanzung auf Insekten angewiesen und bilden vom Frühling bis in den späten Herbst Blüten und somit Nahrung aus. Wildsträucherhecken wie Wacholder und Weißdorn wiederum sind ideale Rückzugsorte für Bienen, Schmetterlinge, Käfer und auch Vögel. Kräuter bieten Ameisen, Laufkäfern und Schlupfwespen ein Versteck und in einem Laubhaufen siedeln sich Asseln an.

Blütenreiche Wiese

Wer eine Trocken- oder Blumenwiese auf seinem Grundstück anlegt, schafft ein wahres Biotop. Diese Wiesen zeichnen sich durch einen nährstoffarmen sandigen Boden und großen Artenreichtum aus und bedürfen nur wenig Pflege. Auf ihnen gedeihen Kräuter, Heidepflanzen und viel Gräserarten besonders gut – ein idealer Lebensraum zum Beispiel auch für Heuschrecken, die Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten sind und selbst nicht nur Gräser und saftige Pflanzen, sondern auch Blattläuse verspeisen.

Doch es muss nicht gleich eine ganze Wiese sein, wenn man Lebensraum für Insekten schaffen will, betont Arthur Ferber. „Auch mit Trockenmauern und Stein- und Totholzhaufen im Garten tut man vielen Insekten Gutes. Sie bieten Wohnraum und Unterschlupf, etwa für Hummeln und Wildbienen.“ Wasserplätze im Garten sind weitere nützliche Elemente, die häufig von Insekten angeflogen werden. Ein Teich im Garten lockt Libellen an, die auch andere Insekten fressen und so zum natürlichen Gleichgewicht beitragen. Kleinere Wasserstellen wie Quellsteine, Wasserläufe oder Brunnen dienen Insekten als Tränke und um den Lehm zu befeuchten, mit dem einige Arten Nester bauen.

Wer den Insekten diese Arbeit abnehmen will, kann Nistanlagen in seinem Garten aufstellen. Sie werden von Insekten nicht nur in der wärmeren Jahreszeit gerne in Anspruch genommen, sondern sind auch als Winterquartiere gut geeignet. Um für die Tiere von Nutzen zu sein, müssen sie jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Ein Insektenhotel sollte aus Hartholz gefertigt sein, denn bei feuchtem Weichholz richten sich die Holzfasern auf und können die zarten Flügel von Bienen und Co. verletzen. Auch müssen die Eingänge der Behausung groß genug sein und dürfen die Röhrchen keine scharfen Kanten haben.

An Insekten bei der Planung denken

Mit dem passenden Unterschlupf allein ist den Insekten jedoch nicht geholfen. Sie siedeln sich nur dann im Garten an, wenn sie dauerhaft Futter finden. Dafür sorgt eine Bepflanzung mit langer Blühzeit. Arthur Ferber rät darüber hinaus zu weiteren Maßnahmen schon bei der Gartenplanung: „Man sollte möglichst wenig Flächen versiegeln und bei der Anlage von Wegen die Fugen breiter als üblich ausbilden“, betont er. Für Insekten sei es außerdem wichtig, auf Chemie im Garten zu verzichten und den Einsatz von Mährobotern zu überdenken, da diese den Lebensraum vieler Tiere – auch von Insekten ¬– im Garten bedrohten.

Und er hat zwei weitere Tipps auf Lager: „Wer im Herbst nicht alle Pflanzen runterschneidet und das Laub in einer ruhigen Ecke des Gartens mit einigen Zweigen zu einem Haufen schichtet, schafft ein ideales Winterquartier für Insekten.“ In einem gesunden Garten sollte es vor Insekten wimmeln, denn viele von ihnen sind Nützlinge, machen ihn lebendig, indem sie Blüten bestäuben, Bioabfälle zersetzen und als Gartenpolizei Schädlinge bekämpfen.

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