Sie zergehen auf der Zunge, schmecken zuckersüß und stehen sinnbildlich für den Sommer. Erdbeeren gehören wie die Tomaten zu jenen Früchten, die wir auch dann hegen und pflegen, wenn wir mit dem Thema Nutzgarten ansonsten nichts am Hut haben. Die Mühe lohnt sich, denn die aromatischsten Sorten sind im Supermarkt meist nicht zu haben.
Guter Geschmack lässt sich zwar nicht immer kaufen, aber kultivieren. Deshalb werden Setzlinge historischer Erdbeersorten, die bis vor wenigen Jahren nur auf Raritäten-Märkten zu bekommen waren, mittlerweile in Gärtnereien verkauft. Dabei lohnt es sich, die Sorten sorgfältig zu wählen. Dann reifen auch im Herbst noch einige Naschfrüchte. Wer im August keine Erdbeeren gepflanzt hat, kann das im Frühling nachholen.
Botaniker zählen die Erdbeere nicht zu den Beeren, sondern zu den so genannten Sammelnussfrüchten, wobei mit den Nüssen in diesem Fall die winzig kleinen Samen gemeint sind, die auf der Haut der Frucht sitzen. Die heute so beliebte Kulturform der Erdbeere hat Vorfahren aus Amerika: Im 18. Jahrhundert wurde die Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis) mit der Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana) gekreuzt. Die Früchte der daraus entstandenen Nachkommen dufteten nach Ananas – die Gartenerdbeere, botanisch F. x ananassa, war geboren. Rasch verbreitete sich die neue Kulturpflanze in Europa, denn die größeren Früchte ließen sich leichter ernten als die der heimischen Walderdbeere (Fragaria vesca).

Mehr als 1.000 Sorten soll es geben, gehandelt werden derzeit rund 150. Die meisten Gartenerdbeeren reifen im Frühsommer, doch gerade im Privatgarten lohnt es sich, die Ernte auszudehnen. Dazu braucht es kein Gewächshaus, sondern lediglich Sorten, die bis Oktober tragen: ‘Mara de Bois’ und ‘Ostara’ bilden zwischen Juni und Oktober Früchte. Für die Haupternte im Frühsommer bieten sich bewährte Sorten wie ‘Senga Sengana’ oder ‘Elsanta’ an, die nur einmal tragen, dafür aber besonders viele Früchte pro Pflanze liefern. Alte Sorten, die weniger Ertrag und dafür viel Aroma liefern, wurden in den letzten Jahren wiederentdeckt. Als bekanntestes Beispiel gilt die 1925 gezüchtete ‘Mieze Schindler’. Auch die seit 1905 bekannte ‘Königin Luise’ wird wieder gehandelt.
