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TEXT   Stefanie Syren

Die Wuchsform, ungewöhnlich gefärbte Blätter oder auffällige Blüten: Die Gründe, warum eine Pflanze die Blicke anzieht und damit das Zeug zum Einzelstück im Garten hat, sind ebenso vielfältig wie die Arten, die als so genannte Solitäre in Frage kommen. Wer die richtige Pflanze wählt und sie gekonnt inszeniert, kann auch auf kleiner Fläche ein Zeichen setzen.

Auf dem frischen Grün des Rasens, der sich wie ein Teppich unterhalb seiner Äste ausbreitet, muss der Etagen-Hartriegel nicht um Aufmerksamkeit betteln – er bekommt sie ganz selbstverständlich geschenkt. Schon seine Wuchsform mit den horizontal übereinander angeordneten Ästen strahlt Eleganz aus und fällt auf.

Wählt man dann noch die Sorte ‘Variegata’, zieht zudem weiß panaschiertes Laub die Blicke den ganzen Sommer über an. Da dieses Gehölz im Herbst auch noch eine gelbe bis rötliche Herbstfärbung spendiert, versteht es sich von selbst, dass es als besonders wertvoller Blickfang gilt.

Was ein Solitär ausmacht

Auffallen und sich optisch abheben – das ist typisch für einen Solitär. Der Kontrast zur Umgebung entsteht unterschiedlich: Beim erwähnten Etagen-Hartriegel durch die architektonische Wuchsform und die Laubfarbe, bei Magnolien durch die Blüten. Dass ein Solitär zudem als einzelnes Exemplar mit Abstand zu den anderen Gewächsen gepflanzt wird, legt schon sein Name nahe. Besonders zu sein und als Einzelstück zu wachsen, ist gut – zusätzlich Größe zu zeigen, ist noch besser. Das sieht auch Martin Otten so, Gärtner von Eden aus Georgmarienhütte bei Osnabrück: „Damit eine Pflanze zum Hingucker wird, sollte ihre Wuchsform schon gut entwickelt sein. Diese kommt natürlich in der Regel erst mit dem Alter und der Größe einer Pflanze zur Geltung. Deshalb empfehle ich lieber etwas mehr in einen Solitär zu investieren, der bereits einige Jahre alt ist und den Garten von Beginn an prägt.“ Oft werden zu viele und dafür junge Gehölze gepflanzt. Mit zunehmender Größe bedrängen sie sich und nehmen sich gegenseitig die Wirkung. Konzentration auf das Wesentliche bedeutet in diesem Fall, Entscheidungen zu treffen und nur wenige prägende Schmuckstücke zu pflanzen. Doch welche? Claudia Schaaf, Gartenarchitektin aus Neu-Wulmstorf bei Hamburg, sieht die Sache differenziert: „Nichts prägt einen Garten so sehr wie ein Solitär, er unterstreicht die Idee eines Gartens. Deshalb ist es auch ganz wichtig, diese besonderen Pflanzen individuell für jede Gartensituation auszusuchen.“ Bei so viel Individualität fällt es der Gartenarchitektin auch nicht leicht, eindeutig einen Favoriten zu benennen: „Mir persönlich gefallen besonders für kleinere Gärten klassische Jahreszeitengehölze, weil da eine einzige Pflanze für ganz viel Abwechslung sorgen kann.“ Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu jeder Jahreszeit Attraktives zu bieten haben: eine schöne Blüte im Frühjahr, interessante Blätter im Sommer, die sich dann im Herbst spektakulär verfärben, attraktive Früchte und einen malerischen Wuchs, der den winterlichen Garten bereichert. Blüten und Früchte locken außerdem Insekten und Vögel an. Als Beispiele nennt Claudia Schaaf die Felsenbirne, den Zierapfel, die Zaubernuss oder auch den Japanischen Blütenhartriegel.

Wohin damit?

Damit sich die Vorzüge der gewählten Pflanze bemerkbar machen, wird sie in der Gartengestaltung entsprechend inszeniert. Sie bekommt naturgemäß so viel Raum im Garten, dass der Blick auf ihr ruhen kann und sie nicht in Konkurrenz zu anderen Solitären tritt. Auch die Gestaltung des Gartens kann durch ein gut gesetztes Einzelstück unterstrichen werden, erzählt Martin Otten: „Ich lenke damit die Blicke und betone durch einen Solitär zum Beispiel das Ende einer Achse. Oder ich bilde Räume: Schirmförmige Gehölze wie die Felsenbirne sind für diesen Zweck ideal.“

Auch der Hintergrund eines Solitärs kann dessen Wirkung erhöhen: „Vor der einheitlichen Kulisse einer Mauer, einer Wand oder einer Eibenhecke kann ich ein Einzelstück sehr gut präsentieren. Das gilt im Übrigen auch für Staudenpflanzungen, denn ein Solitär muss nicht immer ein Gehölz sein. Größere Stauden wie die Silberkerze oder Gräser können auch beeindrucken.“ Claudia Schaaf setzt ebenfalls gern Gräser wie Pfeifengras oder Chinaschilf als Hingucker ein: „Das Schöne bei Gräsern ist neben ihrer Optik, dass sie sich in der Regel sehr schnell im Garten etablieren und deshalb schon kurz nach der Pflanzung den gewünschten Effekt erzielen können.“

Langfristiges Denken lohnt sich

Natürlich ist auch die Gestaltung eines Gartens dem Zeitgeschmack unterworfen, so dass Arten, die vor vielen Jahren einmal in waren, heute nicht mehr gepflanzt oder bei einer Gartenrenovierung sogar rigoros entfernt werden. Dies gilt nach der Erfahrung von Martin Otten vor allem für viele Nadelgehölze. Claudia Schaaf mahnt hier allerdings dringend zur Differenzierung: „Ich würde das eher an der Qualität der Gestaltung als an der Sortenwahl festmachen. Ein vor 30 Jahren gut angelegter und kontinuierlich gepflegter Garten beherbergt in der Regel echte Pflanzenschätze, die in den allermeisten Fällen unbedingt erhaltenswert sind.

Durch eine sensible Umgestaltung des Umfeldes lassen die sich dann wunderbar zeitgemäß in Szene setzen und können zum absoluten Highlight eines Gartens werden.“ Ein Grund mehr, prägnante Einzelstücke gemeinsam mit einem Fachmann auszuwählen. Dann wird ein Solitär wird mit jedem weiteren Jahr im Garten wertvoller.

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