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TEXT   Christiane Stoltenhoff

„Vom Problemgrundstück zum Traumgarten“ war der Arbeitstitel dieser Strecke. Bei den Expertengesprächen dazu kristallisierte sich allerdings schnell heraus, dass das eigentlich kein Thema ist. Am Ende gab es aber rund um die Gestaltung nicht ganz einfacher Grundstücke doch einiges zu sagen.

Natürlich ist bei weitem nicht jedes Grundstück topattraktiv“, räumt Michael Dal-drup ein, und Alexander Jehle sekundiert: „Für den Laien, sprich den Gartenbesitzer, entsteht schnell der Eindruck, ein Problemgrundstück zu besitzen, etwa wenn es geneigt ist, schattig, verwinkelt oder einfach klein.“ Er sagt aber auch ganz klar: „Wir Planer dürfen nicht in Problemen denken, sondern in kreativen Lösungen.“ Einig sind sich die beiden darin, dass es für einen guten Gartengestalter keine unlösbaren Aufgaben gibt, allenfalls Kundenwünsche, die sich mit dem vorhandenen Grundstück und/oder Budget schlichtweg nicht realisieren lassen. „Wir müssen die Wünsche der Kunden verstehen, dann aber auch ganz klar kommunizieren, wenn diese Wünsche nicht realisierbar sind, dies aber immer konstruktiv, indem wir mögliche Alternativen aufzeigen“, erklärt Jehle. Auch Michael Daldrup setzt darauf, seine Kunden in ausführlichen Gesprächen dort abzuholen, wo sie stehen, und in deren Wahrnehmung gebe es durchaus Probleme – manchmal sogar solche, die unüberwindlich scheinen. Doch da kann der Profi schnell beruhigen: „Wir können tatsächlich aus jedem Grundstück einen Garten machen, in dem man sich wohlfühlt, manchmal ist einfach der Aufwand höher oder man muss zu unüblichen Lösungen greifen.“


Michael Daldrup
»"Wir können tatsächlich aus jedem Grundstück einen Garten machen, in dem man sich wohlfühlt."«

So erzählt Michael Daldrup von einem dreieckigen Grundstück, an dem seine Besitzer fast verzweifelten. „Bei solchen Grundstücken hat man immer das Gefühl, es ist alles schief, und fühlt sich dadurch unwohl“, so Daldrup. Die Lösung: sich nicht an den schrägen Grenzen zu orientieren, sondern alle befestigten Flächen parallel zum Haus auszurichten. Damit schafft man gerade Linien und beruhigt den Garten. Was danach an „krummen“ Flächen übrigblieb, bepflanzte Daldrup vollflächig und kaschierte damit störende Linien. Außerdem machte er aus dem Drei- ein Viereck: Die dem Haus gegenüberliegende Spitze des Dreiecks teilte er mit einer Mauer ab. So laufen die Grundstücksgrenzen nicht mehr auf einen Fluchtpunkt zu, was ein großer optischer Gewinn ist. Außerdem entstand damit gleich auch noch ein versteckter kleiner Gartenraum, in dem sich eher Störendes wie ein Geräteschuppen wunderbar unterbringen ließ. Ist es nicht der Zuschnitt des Grundstücks, der die Gartenplanung zur Herausforderung macht, so sind es oft ganz einfach seine Abmessungen.

So konstatiert Alexander Jehle: „Die Grundstücke gerade in den Ballungsräumen wie hier in München werden immer kleiner. Da ist es für Planer und Ausführende oft eine echte Herausforderung, den Kundenwünschen noch gerecht zu werden. Das ist oft zu viel und wir müssen überzeugen, dass es dem Garten nicht guttut, ihn zu überfrachten.“ So empfiehlt er als Alternative zum gewünschten Gartenhaus schon einmal platzsparende Gartenschränke. Auch Spezialkonstruktionen wie ein bodenebenes Trampolin, das abends unter einem Holzdeck verschwindet, hat er schon gebaut.

Die passenden Pflanzen finden

Viel gärtnerisches Fachwissen braucht es, wenn die Herausforderung eines Grundstücks darin besteht, dass die Standortbedingungen nicht ideal sind. „Schatten wird zum Beispiel von vielen Gartenbesitzern als sehr problematisch wahrgenommen“, berichtet Michael Daldrup. „Dabei lassen sich auf schattigen Grundstücken wunderschöne Pflanzungen realisieren und extrem charaktervolle Gärten entwickeln. Damit das gelingt, ist allerdings fundiertes Pflanzenwissen unerlässlich, weil die Pflanzenauswahl zu den Bedingungen vor Ort passen muss.“ Wichtig ist ihm zu betonen, dass man auch auf einem schattigen Grundstück ästhetisch keine Abstriche machen muss: „Das Spektrum an Schattenpflanzen – auch blühenden – ist enorm groß, man muss sie nur kennen.“

Alexander Jehle
»"Wir müssen den Kunden überzeugen, dass es dem Garten nicht guttut, ihn zu überfrachten."«
Ganz schön schräg

Eine wirkliche Herausforderung für die Anlage eines Gartens kann mitunter die Topografie des Geländes darstellen. Dabei geht es nicht nur um Hanglagen, sondern auch um Höhenunterschiede innerhalb des Grundstücks. „Eher ungünstig ist tatsächlich ein Gefälle zum Haus hin“, erklärt Michael Daldrup. „Zum einen haben wir dann bautechnisch die Herausforderung der Entwässerung, also dass sich bei starkem Regen das Wasser nicht am Haus sammelt und womöglich in den Keller fließt. Zum anderen ist das aber auch eine Frage von Pers-pektiven und Ausblicken. Wenn das Haus am tiefsten Punkt des Grundstücks steht, schaut man – je nachdem, wie groß das Gefälle ist – auf eine Böschung, sitzt dann wie in einem Trichter.“ Und was lässt sich gegen einen solchen Trichtereffekt machen? Michael Daldrup versucht in solchen Fällen zum Beispiel, den Trichter zu weiten und attraktive Ausblicke zu schaffen, etwa indem er das aufsteigende Gelände terrassiert und vielfältig bepflanzt. Hanggrundstücke mit teils starkem Gefälle sind in vielen Regionen an der Tagesordnung und auch für Alexander Jehle Alltag. „Gerade bei Hanggrundstücken braucht es unbedingt die Unterstützung des Profis, um einen Garten entstehen zu lassen“, betont er. In aller Regel terrassiert er Hänge, und das ist allein bautechnisch nicht ganz einfach – schließlich muss nach dem Abtragen des Geländes der Hang auch sicher abgestützt werden, bevor es an die eigentliche Gestaltung gehen kann. „Es ist schon etwas aufwendiger, aus einem Hanggrundstück einen Garten zu machen, aber der Aufwand lohnt sich in jedem Fall“, ist Jehle überzeugt. „Durch die Hanglage ergibt sich ganz von selbst eine abwechslungsreiche Gliederung des Gartens. Werden mehrere Terrassen angelegt, kann man diese als eigenständige Gartenzimmer gestalten und den Garten damit spannungs-und abwechslungsreich machen.“

Besserer Boden

Ebenfalls mit einigem Aufwand verbunden, aber mit einem Gartenprofi an der Seite gut zu bewältigen ist die Verbesserung des Bodens im Garten. Nicht selten ist nämlich der Pflanzgrund dafür verantwortlich, dass in einem Garten nichts so recht gedeihen und deshalb bei den Gartenbesitzern keine echte Gartenliebe aufkommen will. Oft sind vorangegangene Baumaßnahmen der Grund: Schwere Baumaschinen haben den Boden so verdichtet, dass ihn Wurzeln und Wasser nicht mehr durchdringen können. Auch extrem lehmiger oder ganz sandiger Boden bedarf einer Verbesserung, damit auf Dauer etwas wachsen kann. Was vielen Gartenbesitzern als Herkulesaufgabe erscheint, gehört für Gartengestalter zur Routine. „Großflächige Bodenverbesserung ist natürlich aufwendig, und wenn wir LKW-weise Material an- oder abfahren lassen, sieht das schon beeindruckend aus“, so Michael Daldrup. Aber prob-lematisch? Aus Sicht des Gartenprofis nicht!

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