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TEXT   Christiane Stoltenhoff

Wenn ein Profi einen Garten plant, überlässt er nichts dem Zufall. Ausbildung und Erfahrung haben ihn gelehrt, welchen Effekt es auf die Gesamt- und Detailwirkung hat, wenn er dieses oder jenes Element in dieser oder jener Form an dieser oder jener Stelle einsetzt.


Michael Schmahl
»Natürlich kann man mit Pflanzen auch farblich Akzente setzen – von knallbunt bis gediegen-dezent.«

Stefan Arndt
»Hier verzichte ich gern auf Zäune – zumindest auf deutlich sichtbare.«

Ein professionell durchkomponierter Garten ist immer eine Summe von aufeinander abgestimmten und miteinander harmonierenden Effekten. Diese nimmt der Laie im Einzelnen oft gar nicht bewusst wahr, doch ihre Bedeutung für die Wirkung der Gesamtanlage ist kaum zu überschätzen, und augenfällig wird der Stellenwert solcher gestalterischen Kniffe besonders dann, wenn etwas schiefgeht. Dann merkt selbst der ungeübte Betrachter, dass hier etwas nicht stimmt – oder besser: nicht stimmig ist. Natürlich sollte immer und zuerst das Credo gelten: Eine gute Gartenplanung ist so individuell wie das Grundstück, das sie in einen Garten verwandeln soll - und wie dessen Besitzer. Doch bei aller Einzigartigkeit der jeweiligen Gartensituation gibt es doch gewisse Herangehensweisen, die immer und überall für die gleichen Effekte sorgen. Mit Michael Schmahl und Stefan Arndt geben zwei Mitglieder der Gärtner von Eden einen Einblick darin, wie sich bei der Gartengestaltung bestimmte Effekte erzielen lassen.

Pflanzen

Michael Schmahl: „Pflanzen sind die Effektlieferanten im Garten schlechthin. Mit ihnen lassen sich optische Akzente setzen: Sichtachsen horizontal oder vertikal betonen, sie können wie Kunstwerke als Unikate in Szene gesetzt werden, als Sichtschutz und Schattenspender dienen und natürlich kann man mit ihnen auch farblich Akzente setzen – von knallbunt bis gediegen-dezent. Aber Pflanzen sprechen natürlich auch alle anderen Sinne an, und das kann man sich bei der Gartenplanung ebenfalls zunutze machen, etwa indem man Duftbeete komponiert, bei der Auswahl auf die besondere Haptik oder Optik von Blüten, Blättern und Rinde setzt oder das Rauschen der Blätter eines Baumes im Wind nutzt, um störende Umgebungsgeräusche zu überspielen.“

Raum für Abwechslung

Michael Schmahl: „Bei der Gartengestaltung geht es immer um die Schaffung von Räumen, wir sprechen auch gern von Gartenzimmern. Die braucht jeder Garten – egal ob klein oder groß –, damit er nicht langweilig wirkt. Die Möglichkeiten, solche Räume zu kreieren, sind enorm vielfältig. Man kann wie im Innenbereich vorgehen und Wände errichten, wobei diese ebenso gemauert, aber auch als Hecke ausgeführt sein oder aus einer anderen Form von Sichtschutzelementen bestehen können. Auch durch die Verwendung unterschiedlicher Bodenbeläge lässt sich eine optische Gliederung des Grundstücks erzielen. Wie diese Gartenzimmer dann ausgestaltet werden, ist immer Sache des individuellen Konzeptes und des Gartenstils. Hier können klar voneinander getrennte Funktionen wie Zier- und Nutzgarten, Spiel- und Sitzbereich oder auch die Gestaltung in unterschiedlichen Farben die Gliederung unterstreichen.“

Wasser

Stefan Arndt: „Das ist ein weites Feld, einfach weil die Möglichkeiten, mit Wasser zu gestalten, enorm vielfältig sind. Grundsätzlich sorgen größere, spiegelnde Wasserflächen für optische Ruhe und Großzügigkeit. Ein Wasserbecken kann als verbindendes Element zwischen einzelnen Gartenteilen – auch auf unterschiedlichen Ebenen – dienen. Fließendes oder sprudelndes Wasser bringt Lebendigkeit in den Garten und kann auch als akustische Barriere dienen, weil damit störende Umgebungsgeräusche wie Verkehrslärm ausgeblendet werden können. Durch Verdunstung bringen Wasserflächen sogar eine leichte Kühlung mit sich. Hausnah angelegt, ist eine beleuchtete Wasserfläche auch im Winter ein Blickfang.“

Dimensionen verschieben

Stefan Arndt: „Die wenigsten Grundstücke haben einen idealen Zuschnitt. Deshalb setzen wir oft gestalterische Mittel ein, um die Proportionen besser wirken zu lassen. Bei langen, schmalen Grundstücken sorgen Querriegel, etwa als halbhohe Sitzquader ausgeführt, für eine optische Verkürzung. Auch mit der Führung von Wegen lässt sich hier einiges erreichen. Die sollten nicht wie eine Schneise gerade über das Grundstück führen, sondern sich sanft geschwungen durch den Garten ziehen. Ist das Grundstück breit, aber eher kurz, geht es darum, Tiefe zu schaffen, etwa durch geradlinige Wege. Auch ein Solitär im Hintergrund, der abends angestrahlt wird, erweitert das Grundstück optisch nach hinten.“

Formvollendet

Michael Schmahl: „Die Formensprache beeinflusst – im Zusammenspiel mit den gewählten Materialien – massiv die Anmutung eines Gartens: Geschwungene, organische Formen lassen ihn eher sinnlich und naturnah erscheinen, gerade Linien vermitteln Modernität und Klarheit. Deshalb sollte man bei der Verwendung der Formen dann auch konsequent sein.“ 

Unendliche Weiten

Stefan Arndt: „Optische Großzügigkeit lässt sich dadurch erzielen, dass man einen Garten scheinbar grenzenlos in seine Umgebung übergehen lässt. Das bietet sich vor allem für Grundstücke an, die möglichst uneinsehbar inmitten der Natur liegen. Hier verzichte ich gern auf Zäune – zumindest auf deutlich sichtbare, damit Garten und Umgebung optisch zusammenrücken. Gerade bei großen Grundstücken kann die Gestaltung rund um das Haus ruhig aufwendig und detailreich sein, und je weiter man sich dann vom Haus entfernt, desto mehr sollte sich die Gartengestaltung dem Landschaftsbild annähern. Das gelingt zum Beispiel gut, wenn man einen Rasen in eine Blumenwiese übergehen lässt oder Richtung Grundstücksgrenze Gehölze pflanzt, die in der Umgebung ebenfalls vorkommen.“

Perspektiven, Blickfänge und Sichtachsen

Michael Schmahl: „Gartengestaltung ist immer darauf ausgerichtet, Blicke zu lenken – entweder auf besonders schöne Dinge oder auch von weniger ansehnlichen weg. Dies gelingt mit einem Zusammenspiel aus baulichen und gepflanzten Elementen, etwa wenn ein gerader Weg von niedrigen Hecken gesäumt wird. Hier schweift der Blick automatisch entlang und am Ende befindet sich dann das Objekt, auf das die Blicke gelenkt werden sollten, etwa ein Kunstwerk oder ein schöner Solitär. Auch eine dichte Hecke oder eine Mauer ist eine ideale Präsentationsfläche für Hingucker.“

„Die Schmalseite eines rechteckigen Wasserbeckens bietet sich ebenfalls an, um etwas zu platzieren, das die Blicke auf sich lenken soll, weil hier die Linien in einem Fluchtpunkt zusammenlaufen. Reihungen, etwa von Spalierbäumen, verleihen optische Tiefe. Bei der Planung eines Gartens zählt immer auch der Blick durchs Fenster in den Garten – schließlich soll man von seinem Outdoorparadies auch dann den besten Eindruck haben, wenn man sich im Haus aufhält. Deshalb gilt: Dort, wo man sich drinnen häufig aufhält, sollte man auf ein schönes Gartenbild schauen – und zwar ganzjährig.“

Brücken schlagen

Stefan Arndt: „Bestandteil einer guten Planung sind immer auch kleinere oder größere Querverweise zwischen unterschiedlichen Elementen. Das verstärkt einfach den Eindruck, dass in einem Garten alles zusammengehört, aus einem Guss und aufeinander abgestimmt ist. Solche Brückenschläge lassen sich auf unterschiedliche Weise erzielen, etwa indem man ausgewählte Materialien an unterschiedlichen Stellen einsetzt oder bestimmte Formen immer wieder aufnimmt. Tolle Effekte gibt es auch, wenn man farbliche Highlights setzt, zum Beispiel zwei Sitzplätze mit leuchtend orangefarbenen Sonnensegeln ausstattet.“

Heimeligkeit

Stefan Arndt: „Ihr Garten gilt den meisten Menschen heute als die Verlängerung ihres Wohnzimmers. Entsprechend groß ist der Wunsch nach Wohnlichkeit. Die lässt sich natürlich über Ausstattungselemente wie Gartensofas oder Stehleuchten erzielen. Von der planerischen Seite her sorgt etwa eine halbrunde oder auch gewinkelte Mauer oder Hecke hinter einem Sitzplatz für Heimeligkeit, Bäume mit schirmförmiger Krone können einen Platz beschatten und ihm gleichzeitig Intimität verleihen.“

»Ihr Garten gilt den meisten Menschen heute als die Verlängerung ihres Wohnzimmers.«

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