Skip to main content
TEXT   Christiane Stoltenhoff

Die Gärtner von Eden sind in Sachen Privatgartengestaltung eine Instanz: International vernetzt, ständig im Austausch mit renommierten Fachkollegen, auf Messen in ganz Europa unterwegs. Kein Wunder also, dass von allen Seiten jedes Jahr aufs Neue die Frage nach den Trends im und um den Garten an sie gerichtet wird. Hier stellen acht von ihnen Bereiche vor, die die Gartengestaltung ihrer Meinung nach prägen werden.

Trend und Garten: eigentlich gar keine gute Kombination – steht der Begriff Trend doch für schnelle Entwicklungen, Kurzlebigkeit, die stetige Jagd nach dem immer Neuen. Im Garten ticken die Uhren anders – glücklicherweise, sagen die meisten Gartenenthusiasten. Und so ist dann vor allem der Garten selbst der Megatrend des abgelaufenen und auch des jetzt beginnenden Jahrzehnts, der Gegenpol zu all der Schnelllebigkeit und Unverbindlichkeit in der Welt, die Reaktion auf Digitalisierung, Globalisierung und Naturferne – und die Fortsetzung des Wunsches nach mehr Nachhaltigkeit, Echtheit und Entschleunigung. Dementsprechend geht es im Garten mehr um große Entwicklungslinien, als dass sich die Trends 2020 signifikant von denen von 2019 unterscheiden würden. Außerdem zeigt sich, dass sich die Kundenwünsche je nach Standort des Betriebs deutlich unterscheiden und dass einige dieser Entwicklungen durchaus widersprüchlich sind.

Bei uns in der Gegend ist stilistisch nach wie vor die eher reduzierte, ruhige Gestaltung mit hochwertigen Materialien gefragt. Die Herkunft der Materialien wird für viele Kunden immer wichtiger. Es muss nicht unbedingt regional, aber bei Naturstein auf alle Fälle aus Deutschland oder Europa sein. Daneben sind hochwertige Betonsteine gefragt, aber nicht mehr in den ganz großen Formaten. Farblich ist eine Abkehr von den dunklen Anthrazittönen hin zu helleren Materialien zu beobachten. Auch bei der Bepflanzung sehen wir weiterhin den Trend zum eher Reduzierten und auf jeden Fall zum Pflegeleichten, aber auch zu Pflanzungen mit ungewöhnlichen und nicht überall zu sehenden Pflanzen. Immer wichtiger wird die sogenannte Stresstoleranz der Pflanzen im Hinblick auf die sich wandelnden Klimabedingungen. Ein wichtiger Trend sind auch grüne Gärten, die sich das ganze Jahr durch verschiedene Grüntöne und unterschiedliche Texturen und Strukturen schön zeigen. Hier steht nicht die Farbe im Vordergrund, sondern die ganzjährig reduzierte, beruhigende Ausstrahlung. Der Trend zu Blumenzwiebeln ist nach wie vor groß – kein neu angelegter Garten ohne Allium, farblich abgestimmte Tulpenkombinationen oder Narzissen.“


Michael Busemann
»"Ein wichtiger Trend sind grüne Gärten, die sich das ganze Jahr durch verschiedene Grüntöne und unterschiedliche Texturen und Strukturen schön zeigen.“«

Jonni Borgmann
»"Der Garten soll so etwas wie Urlaub vor der Haustür bieten: schwimmen, naschen, ausruhen – gern mit der Lieblingsmusik, die über die im Garten angebrachten Lautsprecher kommt.“«

Der Garten wird als Lebens- und Erlebnisraum hoch geschätzt, allerdings berufsbedingt oft nur am Wochenende genutzt. Darum soll er nicht viel Arbeit machen, aber viele unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen und damit so etwas wie Urlaub vor der Haustür bieten: schwimmen, naschen, ausruhen – gern mit der Lieblingsmusik, die über die im Garten angebrachten Lautsprecher kommt. Bei den Materialien sind großformatige Keramikplatten auf dem Vormarsch, unter anderem, weil sie den Ruf haben, pflegeleichter als Natur- oder Betonstein zu sein. Hier wird es in den kommenden Jahren weitere Formate, zum Beispiel auch Stufen, geben. Das Bewusstsein, dass der Klimawandel auch Auswirkungen auf das eigene Leben und damit auch den eigenen Garten hat, wächst. Es tauchen neue Fragen auf: Welche Pflanzen sind bei langen Dürrephasen geeignet, wie gehe ich mit Starkregen um? Auch das Artensterben ist immer häufiger ein Thema, wenn es um die Gartengestaltung geht.“


Ralf Grothe
»"Instant Gardening ist ein wichtiges Schlagwort: Man möchte nicht Jahre warten, bis der Garten eingewachsen ist, es soll alles – wie bei der Renovierung im Haus – sofort ‚fertig‘ aussehen.“«

Die Menschen wollen, dass ihr Umfeld wieder naturnäher wirkt, wünschen sich üppig blühende, wild aussehende Pflanzungen, die Insekten Nahrung bringen. Doch die wiederentdeckte Liebe zur Natur heißt nicht, dass man sich ihren Regeln unterwerfen will. Instant Gardening ist ein wichtiges Schlagwort: Man möchte nicht Jahre warten, bis der Garten eingewachsen ist, es soll alles – wie bei der Renovierung im Haus – sofort ‚fertig‘ aussehen. Auch bleibt der Wunsch nach Pflegeleichtigkeit ein Dauerthema. Das bezieht sich nicht nur auf die eingesetzten Pflanzen, sondern auch auf bauliche Elemente. So sind Hochbeete, die die Pflege erleichtern, sehr gefragt. Deshalb wird sich auch Smart Gardening immer mehr durchsetzen: Von der Bewässerung über die Beschattung bis hin zum Mähroboter wird alles per App von überall aus gesteuert.“

Das Bewusstsein, dass Regionalität ein guter Faktor bei einer Kaufentscheidung ist, schwappt aus anderen Bereichen, vor allem der Lebensmittelproduktion, allmählich in den Garten hinüber und auch das Bewusstsein dafür, dass man als Gartenbesitzer etwas für den Erhalt der Artenvielfalt tun kann und sollte, wächst. Allerdings nimmt auch die Naturferne zu, die Bereitschaft, sich wirklich intensiv mit derlei Themen auseinanderzusetzen, sinkt. Und bei aller gestiegenen Wertschätzung für den Garten ist da auch eine gewisse Angst vor der Natur, davor, dass sie sich nicht beherrschen lässt, eine Eigendynamik entwickelt, der man als Gartenbesitzer hilflos ausgesetzt ist, oder Fehler macht. Deshalb wird zu den kommenden Aufgaben die Aufklärung gehören, dass auch eine schöne Staudenpflanzung pflegeleicht sein kann, und die Vermittlung von Wissen und Gelassenheit rund um das Gärtnern. Einfach machen, sollte die Devise heißen.“

Oliver Ochsenfarth
»"Deshalb wird zu den kommenden Aufgaben die Aufklärung gehören, dass auch eine schöne Staudenpflan-zung pflegeleicht sein kann, und die Vermittlung von Wissen und Gelassenheit rund um das Gärtnern.“«

Noch ist sie ein Nischenthema, aber die Permakultur wird sicher in den kommenden Jahren auch im Privatgartenbereich eine verstärkte Rolle spielen. Der Begriff setzt sich aus ‚permanent‘ im Sinne von nachhaltig und ‚agriculture‘, also Landwirtschaft, zusammen. Es handelt sich um eine Planungs-und Entwurfsmethode für eine Landwirtschaft, die ein Überleben im Einklang mit der Natur ermöglichen soll. Dabei stehen die vielfältigen Funktionen einzelner Elemente und ein Kreislaufsystem im Mittelpunkt. Idealerweise lässt sich mit Permakultur langfristig ein Garten anlegen, mit dem man mit relativ wenig materiellem Einsatz einen hohen Ertrag erzielt – und das nachhaltig und umweltschonend. Die Entwicklung und Erhaltung vernetzter, multifunktionaler und nachhaltiger Ökosysteme, die der Natur nachempfunden sind, ist das große Ziel einer Permakultur. Vorbild sind sich selbst regulierende Ökosysteme wie (Regen-)Wälder, Sumpfgebiete und Auenlandschaften. Auch wenn man noch nicht so weit gehen möchte, ist Nachhaltigkeit ein großes Thema: Insektenfreundliche Pflanzungen werden verstärkt nachgefragt, Obstwiesen, Standorte für Bienenvölker.“


Christian Bahl

"Die Permakultur wird sicher in den kommenden Jahren auch im Privatgartenbereich eine verstärkte Rolle spielen."

"Die Permakultur wird sicher in den kommenden Jahren auch im Privatgartenbereich eine verstärkte Rolle spielen."
Martin Otten
»"Der Garten selbst wird immer mehr zum privaten Wellnessparadies im erweiterten Sinne.“«

Nach Jahrzehnten der Entfremdung von der Natur sucht der Mensch im Garten den Weg zurück zum Paradies. Dabei braucht er allerdings fachkundige Unterstützung, weil im Laufe der Zeit das intuitive Wissen um die Natur verloren gegangen ist. Umso wichtiger wird der Beruf des Gärtners. Er wird zum Mittler zwischen Natur und Mensch, ist derjenige, der dem Menschen zu seinem Paradies verhelfen kann. Es gibt kaum einen Beruf, der so in die Zukunft gerichtet ist, wie der des Landschaftsgärtners. Landschaftsgärtner verändern die Welt und gestalten die Zukunft, wenn möglich nachhaltig und CO2-neutral, und leisten damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Der Garten selbst wird immer mehr zum privaten Wellnessparadies im erweiterten Sinne. Hier kann man ungestört genießen, spielen, Kraft tanken. Er bietet also all das, was man sich ansonsten von seinem Urlaub verspricht. Aber das Schöne ist: Während der Urlaub irgendwann vorbei ist, bleibt der Garten für immer.“


Peter Bohr
»"Wasserelemente sind ein großes Thema.“«

Wasser wird ein großes Thema im Garten bleiben, Schwimmen im eigenen Garten wird immer beliebter werden. Bei der Wasseraufbereitung ist es eher das Schwimmen in natürlichem Wasser, das die Menschen überzeugt, als Badegelegenheiten sind also Schwimmteich und Naturpool hoch im Kurs. Das passt zu dem allgemein gewachsenen Wunsch nach Nachhaltigkeit. Die allgemeinen Entwicklungen in der Welt lassen den eigenen Garten als vollkommenen Rückzugsort immer mehr in den Fokus rücken. Dort ist man ganz privat und geborgen und kann in aller Ruhe die Seele baumeln lassen. Auch selbst zu gärtnern gewinnt weiter Liebhaber, vor allem wenn es darum geht, durch den Garten zu schlendern und dabei Obst und Gemüse zu naschen. Gleichzeitig steigt auch der Wunsch nach Pflegeleichtigkeit, nach technischen Helfern von der automatischen Bewässerung über den Automower bis hin zu Licht im Garten. Die jüngere Generation ist ganz verliebt in den smarten Garten, der sich auf Knopfdruck bedienen lässt und per Handysignal mitteilt, ob es ihm gut geht.“

Christoph Rabl

Der Garten gilt schon lange als grünes Wohnzimmer, als Verlängerung des Wohnens nach draußen. In Zukunft heißt das noch viel mehr als früher, dass der Garten auch mit den Maßstäben der Wohnräume gemessen wird: Hier wird mehr dekoriert als gepflanzt, der Wunsch nach Pflegeleichtigkeit führt dazu, dass man sich der Dynamik der Natur zu entziehen versucht, der Garten damit immer starrer wird. Gleichzeitig ist der Wunsch nach Insektenfreundlichkeit, mehr Naturnähe und üppigen, wild aussehenden Pflanzungen innerhalb eines klaren Grundsystems vorhanden.

»"Deshalb sind Gehölze als Schattenspender und mit intensiver Herbstfärbung gefragt, aber auch Gräserflächen, die für Naturnähe stehen."«

Man will das Werden und Vergehen der Natur, ihren natürlichen Kreislauf wieder hautnah erleben. Deshalb sind Gehölze als Schattenspender und mit intensiver Herbstfärbung gefragt, aber auch Gräserflächen, die für Naturnähe stehen. Das hält die Menschen aber nicht davon ab, ihren Garten technisch immer weiter aufzurüsten und zu digitalisieren. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Garten muss in den kommenden Jahren zunehmen."

Das Haus mit den zwei Gärten

Wenn auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück ein Bungalow so platziert wird, dass Vor- und...

Ab ins Wasser

Schwimmen im eigenen Garten? Es gibt nichts Besseres, finden alle, die regelmäßig in den...

Gewinn auf allen Ebenen

Haus und Garten in perfektem Einklang? Das ist das Ziel einer jeden guten Gartengestaltung. Wie...

Cookie-Popup anzeigen