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TEXT   Christine von Welck

Wer die Augen schließt und sich einen traumhaft schönen Garten vorstellt, bestückt ihn in seiner Fantasie meist mit üppig wachsenden, sattgrünen und wundervoll blühenden Pflanzen. Doch unterschiedliche Pflanzen brauchen unterschiedliche Bedingungen, um sich auf Dauer optimal entwickeln zu können. Welche Faktoren gibt es dabei zu beachten?

Pflanzen sind etwas Wunderbares: Sie wecken positive Emotionen, machen regelrecht glücklich. Doch bei aller Liebe zu allem, was grünt und blüht, sollte bei jedem Pflanzenkauf immer eine gute Portion Rationalität mitschwingen und jeder Gartenbesitzer sich stets die Frage stellen: Passt diese Pflanze in meinen Garten? Oder besser: Passt mein Garten zu dieser Pflanze? Denn die Pflanzenauswahl sollte sorgfältig und passend zu den vorherrschenden Standortbedingungen getroffen werden.
Pflanzenkompetenz lautet hier das Stichwort, das für einen dauerhaft schönen, gesunden, nicht zu pflegeintensiven Garten sorgt und die richtige Pflanze am richtigen Ort zur Perle des Gartens machen kann. „Die Flora ist derart vielfältig, dass sich für sämtliche Standortbedingungen und ästhetischen Vorlieben immer passende Pflanzen finden lassen“, weiß Ottmar Hübner, Gärtner von Eden aus Stiefenhofen im Allgäu. „Man muss sie nur kennen.“


Ottmar Hübner
»"Standortgerechtes Pflanzen ist präventiver Pflanzenschutz, nachhaltig und spart damit bares Geld."«
Die Vorteile liegen auf der Hand

Standortgerechtes Pflanzen nennt sich das und ist für die Pflanzen selbst, aber auch für den Gartenbesitzer und die Umwelt allgemein eine gute Entscheidung. „Für die Pflanzen gilt: Je besser die Bedingungen, die sie vorfinden, zu ihren Bedürfnissen passen, desto gesünder, wuchs- und blühfreudiger ist die Pflanze“, erklärt Markus Högl, Gärtner von Eden aus dem niederbayerischen Münchsdorf. Der Gartenbesitzer profitiert davon in mehrerer Hinsicht: Wer standortgerecht pflanzt, hat weniger Pflegeaufwand, denn die Pflanzen haben im Prinzip alles, was sie brauchen. Und: „Standortgerechtes Pflanzen ist präventiver Pflanzenschutz, nachhaltig und spart damit bares Geld“, bringt es Ottmar Hübner auf den Punkt.
Es gibt mehrere Faktoren für das standortgerechte Pflanzen. „Zuerst einmal spielt die Sonneneinstrahlung eine wichtige Rolle“, erklärt Markus Högl. „Während sich das Sonnenröschen (Helianthemum-Hybriden) oder die Tamariske (Tamarix parviflora) an sonnigen Standorten wohlfühlt, können Bauernjasmin (Phyladellphus coronarius) und Storchschnabel (Geranium sanguineum) an halbschattigen Standorten optimal gedeihen“, weiß der Gartenexperte. „Im Schatten hingegen fühlen sich immergrüne, groß- und vielblättrige Pflanzen wie Farne, Eisen- (Aconitum) und Fingerhut (Digitalis), aber auch Salomonsiegel (Polygonatum odoratum) wohl.“

Der Boden macht`s

„Weitere Faktoren sind das Wasserangebot, die Beschaffenheit und der pH-Wert des Bodens“, erklärt Hübner. Goldblume (Chrysan-themum coronarium) und Sumpfzypresse (Taxodium distichum) lieben feuchten Boden, wohingegen Sukkulenten wie Hauswurz (Sempervivum) oder Steinbrech (Saxifraga) trockene Böden bevorzugen. Eng damit zusammen hängt die Frage nach der Bodenbeschaffenheit: Ist der Pflanzgrund sandig, kiesig oder besitzt er einen hohen Anteil Tonminerale? „Sandiger Boden hat ein schlechtes Wasserhaltevermögen, ist eher nährstoffarm und bietet den Pflanzen wenig Standfestigkeit“, erklärt Markus Högl. „Andererseits wärmt er sich schnell auf, ist jahreszeitlich unabhängig gut zu bearbeiten und gut durchlüftet.“ In Bezug auf die Bodenqualität kann man natürlich bis zu einem gewissen Grad gegensteuern und den Boden, den man im Garten vorfindet, so modifizieren, dass er zu den gewünschten Pflanzen passt. „Das ist meist mit großem Aufwand verbunden. Besser ist, die Pflanzenauswahl so zu treffen, dass sie zu den vorhandenen Bedingungen passt“, resümiert Markus Högl.

Allround Talente

Doch es gibt auch einige Pflanzen, die sich an fast allen Standorten wohlfühlen. Die Felsenbirne (Amelanchier lamarkii), die Eibe (Taxus baccata) und der Flieder (Syringa vulga-ris) gedeihen sowohl in der Sonne als auch im Schatten und stellen, was die Bodenzusammensetzung angeht, wenig Ansprüche. Doch auch der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) und die Hainbuche (Carpinus betulus), die Chinesische Bleiwurz (Ceratostigma plumba-ginoides) und das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) sind wahre Allrounder. Die grünen Lieblinge sind das Herzstück eines jeden Gartens und machen das Grundstück erst zur persönlichen grünen Oase. Umso wichtiger ist es, dass sie optimal gedeihen können. Es lohnt sich also allemal, vor dem nächsten Blumenkauf zumindest kurz darüber nachzudenken, welche neuen Mitbewohner Einzug in das heimische Grün halten sollen – oder noch besser: sich professionell beraten zu lassen.

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